Hunde sollen jungen Arbeitslosen soziale Kompetenz beibringen

EMMENDINGEN (derg). Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Hunde sollen dazu beitragen, junge Menschen in den Arbeitsmarkt einzugliedern. „Klingt seltsam, ist aber äußerst wirkungsvoll“, sagt Heinz Disch, stellvertretender Geschäftsführer der Arge Emmendingen.

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Reinhold Göbel (Mitte) trainiert Hunde. Jugendliche bei der Arge trainieren ihren Umgang mit ihnen. Foto: Erggelet

Trotz derzeit guter Konjunktur und Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in manchen Bereichen, gibt es im Landkreis Emmendingen weiterhin junge Menschen, die weder einen Arbeitsplatz noch einen Ausbildungsplatz gefunden haben. „Glücklicherweise liegt die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen im Landkreis Emmendingen um 23 Prozent niedriger als vor einem Jahr“, erklärt Heinz Disch.

Genau so wichtig wie ein ordentlicher Schulabschluss sind die sogenannten Schlüsselqualifikationen. Dazu gehören Teamfähigkeit, Pünktlichkeit oder auch Einfühlungsvermögen seiner Umwelt gegenüber − „Tieren und Menschen“, ergänzt Stephan Behn von der Ifas GmbH. Das überregional tätige Dienstleistungsunternehmen für Bildung und Arbeit begleitet für die Arge dieses Projekt.

Durch den Umgang mit Tieren lernen die jungen Menschen, sich in die Situation eines scheinbar „unterlegenen“ Lebewesens hineinzuversetzen. Allerdings können rasch aus vermeintlich untergeordneten Vierbeinern gefährliche Lebewesen werden. Hunde zu verstehen, ihre Signale zu achten und sie respektvoll zu behandeln, ist ein Schritt zum erfolgreicheren Zusammenleben zwischen den Menschen. Dadurch könne man die eigenen beruflichen Chancen verbessern, betont Hundetrainer Reinhold Göbel aus Nimburg.

Jogger und Hunde werden wohl nie Freunde, oder doch? Rheinhold Göbel erzählt, dass ihn morgens zahlreiche Jogger freundlich begrüßen. Sie wissen, auf seine Vierbeiner ist Verlass. Wie fühlt sich ein Hund, wenn er ständig mit Befehlen traktiert wird? Er bekommt Stress, wird aggressiv und seine Lebenserwartung verkürzt sich meist erheblich.

„So ähnlich sind sich Mensch und Hund“, war die Feststellung im Unterrichtsraum. „Stimmt es, wenn ich einem Hund kräftig auf die Nase schlage, dass er wehrlos wird?“, wollte ein junger Mann wissen. Hier wird Göbel energisch: „Alles Blödsinn, es gilt solche Situationen zu vermeiden, ein Hund will meistens seine Artgenossen und den Menschen beschwichtigen“, erklärt er nachdrücklich. Dabei sei es wichtig, die Signale des Hundes richtig zu deuten. Häufig helfe es bereits, an dem Hund vorbeizuschauen und ihn nicht zu beachten. So entspannten sich fast alle brenzligen Situationen. Mit vielen Beispielen verdeutlichte er, was alles im Umgang mit Hunden zu beachten sei: „Versetzt dich in die Lage des anderen“, sagt Göbel immer wieder. Und von hier an wird Hundetraining eine Schule für das Leben. Sich auf andere Lebewesen einzustellen und Signale zu erkennen, ist ein enormer Vorteil, nicht nur im beruflichen Alltag.

Stolz berichtet Heinz Disch, dass seit drei Jahren 130 junge Menschen am „Ifas Jugendprojekt Zukunft“ der Arge teilnahmen. Rund 75 Prozent der Teilnehmer fanden einen dauerhaften Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

derg

Quelle: Badische Zeitung