In der vergangenen Woche wurde ein 21-Jähriger wegen einer Vergewaltigung im Kurpark von Bad Krozingen verurteilt. Wie gefährlich ist der Park? Die BZ ist der Frage nachgegangen.

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Im Bad Krozinger Kurpark geht es weiterhin eher friedlich zu. Foto: Hans-Peter Müller

Muss man im Bad Krozinger Kurpark Angst haben? Vor allem als Frau? Die Frage beschäftigte viele in der Kurstadt nach dem Bericht über die Vergewaltigung, für die am Montag ein 21-jähriger Gambier vom Freiburger Landgericht verurteilt wurde. Die Gerüchteküche brodelte. Die Redaktion erreichten Anrufe, die von anderen Sexualdelikten wissen wollten. Die BZ ging den Hinweisen und Fragen nach. Der Faktencheck ergab aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der Kurpark besonders unsicher oder gar ein Kriminalitätsschwerpunkt wäre.

Die wichtigste Erkenntnis eines Hintergrundgesprächs mit der Polizei: Die Vergewaltigung am 12. Juni 2016 und das mögliche Sexualdelikt am 21. Juni 2016 sind Einzeltaten. In den Jahren 2014, 2015 und 2016 sind nach Auskunft von Konrad Rotzinger, dem Leiter des zuständigen Dezernats XII der Kriminalpolizei Freiburg, keinerlei weitere Sexualdelikte im Kurpark aktenkundig geworden.

Die Ermittlungen in Bad Krozingen

Die Ermittler hätten die Vorfälle im vergangenen Juni trotz der zeitlichen und räumlichen Nähe aufgrund jeweils ungewöhnlicher Umstände nicht sofort in Zusammenhang gesetzt. Das Opfer der Vergewaltigung am 12. Juni verweigerte sich unmittelbar nach der Tat einer medizinischen Untersuchung zur Spurensicherung; das habe bei den Ermittlern zu Zweifeln an der Qualität ihrer Aussage geführt. Infolge habe man entschieden, keine Pressemitteilung zum Fall zu veröffentlichen. „Gerade bei Sexualdelikten sind wir grundsätzlich sensibler“, sagt Polizeipressesprecherin Laura Riske. „Auch aus Opferschutz.“ Ermittelt wurde trotzdem: Die Unterwäsche des Opfers und die vom Täter zurückgelassenen Gegenstände wurden der Kriminaltechnik zur DNA-Analyse übergeben. Auch im Umfeld der Unterkünfte für Asylbewerber wurde gefahndet.

Beim zweiten Fall am 21. Juni fehlte das Opfer. Ein Radfahrer hatte beim Neumagen zwei Menschen im strömenden Regen beim Geschlechtsakt gesehen, sein Eindruck war, dass die Frau wimmerte. Er näherte sich, doch beide flüchteten. „Das ist ungewöhnliches Verhalten für ein mögliches Opfer einer Vergewaltigung“, sagt Kripochef Peter Egetemaier. „Man würde erwarten, dass ein Opfer sich einem zur Hilfe kommenden Dritten zuwenden würde.“ Auf Veröffentlichungen in der Presse meldete die Frau sich nicht; so fehlte der Ermittlungsdruck für eine zeitnahe Untersuchung der vom Täter abermals am Tatort zurückgelassenen Kleidungsstücke. „Wir hoffen immer noch, dass die Frau Kontakt mit uns aufnimmt – auch, wenn das Geschehen einvernehmlich gewesen sein sollte“, sagt Ermittler Konrad Rotzinger. Sollte der verurteilte Mann die Tat gestehen, wäre auch ohne Opfer ein Prozess möglich.

„Wir hoffen immer noch, dass die Frau Kontakt mit uns aufnimmt – auch, wenn das Geschehen einvernehmlich gewesen sein sollte.“, Ermittler Konrad Rotzinger

Fehler weist die Polizei von sich. „Wir stehen hinter den Entscheidungen der Ermittler“, sagt Egetemaier. Letztendlich seien aber die richtigen Schlüsse gezogen und der Bezug zum Täter aus dem Freiburger Club „White Rabbit“ hergestellt worden. „Allerdings später.“

Die Sicherheit im Kurpark

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Sorgt mit Hunden für Sicherheit im Kurpark: Reinhold Göbel Foto: privat

Nach Auskunft von Dieter Seywald, Revierleiter in Müllheim wird der Kurpark „häufig bestreift“, wobei der Fokus eher auf der Verhinderung von Vandalismus gelegen habe. In diese Streifen sei der Polizeiposten Bad Krozingen auch außerhalb seiner Öffnungszeiten einbezogen.

Rolf Rubsamen, Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH, sieht die Hauptprobleme beim Thema Sicherheit und Ordnung im Kurpark auch beim Thema Vandalismus: „Immer wieder werden Lampen und Bänke beschädigt. Meist ist dann Alkohol im Spiel.“ In der Regel seien die Gruppen Jugendlicher aber harmlos und wollten eher „chillen“. Rubsamen sieht die Sicherheitslage „grundsätzlich in Ordnung“, zumal man einen eigenen Sicherheitsdienst engagiert habe. Dieser schaue auch immer wieder nachts im Park nach dem rechten und sei angewiesen, von Personen, die zur Vermüllung beitragen oder anderweitig Unfug trieben, die Personalien festzustellen oder in schlimmen Fällen die Polizei hinzuzuziehen. Nichtsdestotrotz ist laut Rubsamen „verstärkte Polizeipräsenz immer positiv zu sehen“.

Der von der Kur und Bäder GmbH beauftragte Sicherheitsmann Reinhold Göbel sieht durchaus verstärkten Bedarf an seinen Dienstleistungen. Destruktives Verhalten nimmt nach seinen Beobachtungen zu, weshalb er rund um „jüngere Veranstaltungen“ im Kurhaus zuletzt mit mehr Personal unterwegs ist. Die Einschätzung der Polizei, dass der Kurpark kein Brennpunkt für Sexualdelikte sei, teilt Göbel allerdings. Der Diensthundeführer will mit seinen Streifen auch weiter dazu beitragen, dass dies so bleibt.

Hans-Peter Müller, Carolin Buchheim

Quelle: Badische Zeitung