Ebneter Hundeschule und Tierärztin wollen gemeinsam Hunde ausbilden, damit diese Pferde vor Misshandlungen schützen
EBNET/KIRCHZARTEN. Die Ausbildung von „Pferdeschutzhunden” ist das neueste Projekt des Ebneter Hundeschulenleiters Reinhold Göbel. Die Umsetzung soll in Zusammenarbeit mit der Tierärztin Silvia Strasser aus Kirchzarten geschehen. Hintergrund ist, dass auch in der Region immer wieder Pferde auf der Weide von so genannten „Pferde-Rippern” zum Teil schwer verletzt werden.
Seit er mit acht oder neun Jahren im Fernsehen „Hundeführer Walczak” gesehen hat, war es klar: Reinhold Göbel wollte Hundeführer werden. Einen eigenen Hund hatte er als Kind zwar nicht, weil die Eltern dagegen waren, „aber es gab damals keinen Hund bei uns im Dorf, den ich nicht gekannt hätte”, sagt er. Seit zehn Jahren leitet Göbel nun die Hundeschule Göbel, bildet seine Zöglinge für den Objekt- und Personenschutz aus und kümmert sich um so genannte “Problemhunde”, mit denen ihre Besitzer nicht zurecht kommen.
Anlass zu dem „Experiment” mit der Pferdeschutzhundausbildung sei die starke Zunahme von Pferdeschändungen – auch im Raum Freiburg. „Das Problem ist von Norddeutschland, wo die großen Gestüte sind, in den Süden gewandert”, sagt Tierärztin Silvia Strasser, „in den letzten drei Jahren hatten wir drei Fälle allein in der unmittelbaren Umgebung.” Erst vor kurzem war in Heuweiler ein Fohlen auf grausame Weise getötet worden. Die Tierärztin, die selbst Pferdehalterin ist, bekam es immer mehr mit der Angst zu tun: „Wenn man einmal selbst die zerschlitzte Scheide eines Pferdes verarzten muss, weiß man, dass das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Und man fragt sich natürlich, wie man sich und seine Tiere vor solchen Perversen beschützen kann.” Seit ihr die Gefahr, bewusst wurde, hält sie Gänse auf der Koppel: „Die machen ordentlich Krach, wenn nachts jemand kommt.” Irgendwann kam ihr die Idee mit den Hunden – und sie wandte sich an Hundelehrer Göbel. Den kannte sie, weil sie ihm schon öfters Problemhunde aus ihrer Praxis geschickt hatte. „Und warum sollte ein Hund keine Pferde beschützen können?” fragte sich Tierärztin Strasser. Man sehe doch, was Blinden- oder Lawinenhunde leisteten.
Die Idee vom „Pferdeschutzhund” ist einfach, aber nicht leicht umsetzbar: Ähnlich wie ein Hirtenhund soll er die Tiere bewachen, beschützen und verteidigen, anders als bei beim Hirtenhund ist es aber nicht seine Aufgabe, die Herde zu treiben. In der Ausbildung ist es laut Göbel also besonders wichtig, den Trieb, die Herde zu treiben, zu unterbinden. Außerdem muss der Hund lernen zu unterscheiden, wann eine Gefahr besteht und wann nicht. „Das Tier.darf genauso wenig Kinder oder Spaziergänger angreifen wie es eine Gefahr ignorieren darf”, so der Hundetrainer, „auf keinen Fall zum Beispiel darf er an den Zaun kommen, wenn jemand Fremdes ihn ruft – es kann immer sein, dass einer dem Hund mit einer Sprühdose in Augen und Schnauze sprüht oder ihn sogar mit einem Messerstich außer Gefecht setzt. “Damit der Pferdeschutzhund irgendwann seiner Aufgabe gewachsen sei, müsse er schon als, Welpe mit den Pferden leben, “die Pferde als seine Spielkameraden, seine Herde ansehen”, so Strasser. Dazu stellt sie ihr Gelände und ihre Pferde zur Vertilgung. Bis die Ausbildung abgeschlossen ist, dauert es mindestens ein Jahr.
Hunde müssen auch in Extremsituationen belastbar sein
Natürlich eignet sich nicht jeder Hund für die spezielle Ausbildung: Kontaktfreudig und auch in Extremsituationen belastbar muss er sein. Reinhold Göbel wird eigens Junghunde der Karakachans, einer seltenen Hunderasse aus Bulgarien, nach Deutschland holen. In ihrem Heimatland, so berichtet er, schützen diese Hunde Pferdeherden vor Wölfen und Bären. Sie sind robuster als zum Beispiel Deutsche oder Belgische Schäferhunde, die sich aber auch zum Herdeleben eignen.
Auf Stachelhalsband und Maulkorb verzichtet Göbel: Er ist der Meinung, dass man mit humanen Methoden auch bei Tieren mehr erreichen kann als auf jede andere Art Wie seine selbst entwickelten Methoden genau aussehen, verrät er nicht – wegen der Konkurrenz. Er betont immer wieder, dass die Kommunikation zwischen Hund und Halter stimmen muss. „Der Hund spürt, wenn der Halter stolz und zufrieden Ist und sich wohlfühlt. Und der Mensch muss deuten und bewerten können, was der Hund für Signale gibt.”
Alma Melchers